Fahrradprojekte

(Prototypen für den Eigenbedarf)

Alle hier vorgestellten Prototypen wurden für meinen Eigenbedarf hergestellt. Die Minimierung des Herstellungsaufwandes einschließlich der Entwicklungszeit und der praktische Nutzen standen im Vordergrund, weit vor dem Anspruch auf handwerkliche Qualität, Ästhetik oder auf Vermarktbarkeit. Die Räder stoßen oft auf Interesse und wirken anregend auf andere Fahrradkonstrukteure. Daher stelle ich sie im folgenden kurz vor:

 
o Liegerad
o Sitz-Liege-Tandem
o Lastenanhänger
o Kinderanhänger
 
 
 


Liegefahrrad

Die Konstruktion wurde mit maßgeblicher Hilfe von Walter Zorn (Erbauer diverser Kreuzottern) erarbeitet und hat sich auf Anhieb gut bewährt. Im Folgenden beschreibe ich meine Erfahrungen mit diesem Fahrrad, besonders auch in Hinblick auf häufig gestellte Fragen:

Unfallrisiko

Die tiefe Sitzposition ist bei einem richtigen Tieflieger durchaus gewöhnungsbedürftig - Die Augenhöhe liegt etwa auf Fensterunterkante der Autos. Da jedoch der erfahrene Fahrradfahrer aus Erfahrung ohnehin damit rechnet, übersehen zu werden, besteht der Nachteil weniger darin, nicht gesehen zu werden, sondern darin, an Knotenpunkten einen erhöhten Aufwand betreiben zu müssen bzw. das Tempo so anzupassen, dass Konflikte vermieden werden - unabhängig von der Frage der Vorfahrt. Für die Autofahrer besteht auch keine ernsthaft ungewohnte Situation, da sie ohnehin nicht über die Dächer der anderen PKW hinwegsehen können. Lediglich die Fahrer gewöhnlicher Aufrecht-Fahrräder sind gewohnt, die Fahrzeugdächer der Autos aus Querstraßen bereits über die parkenden PKW hinweg sehen zu können und vorfahrtsberechtigte Querstraßen mit erhöhter Geschwindigkeit zu überqueren. Wer also seine Verhaltensweise den geänderten Sichtverhältnissen anpasst hat aus der veränderten Sichtbarkeit keine Nachteile.

Risikosteigernd hingegen wirkt sich die üblicherweise höhere Reisegeschwindigkeit aus. Auch aus diesem Grund ist eine Anpassung der Geschwindigkeit in Knoten- und Gefahrenpunkten dringedn geboten. Die Nutzung der Fahrbahn ist dringend anzuraten, wenn die Verwendung des Radweges nicht zwingend vorgeschrieben ist.

Risikomindernd wirkt sich dafür der deutlich kürzere Bremsweg aus. Überschläge über das Vorderrad aufgrund der Bremsverzögerung sind bei Tiefliegern im Gegensatz zu herkömmlichen Rädern praktisch nicht möglich. Dadurch fällt nicht nur eine wesentliche Unfallursache mit erheblichem Verletzungsrisiko weg. Der Bremsweg verkürzt sich gegenüber herkömmlichen Rädern enorm. Alleine dieser Vorteil wiegt die bisher genannten Besonderheiten des Liegerades auf.

Verletzungsrisiko

Das Verletzungsrisiko im Falle eines Unfalles ist im Allgemeinen deutlich geringer, als bei herkömmlichen Fahrrädern. Statistisch gesehen sind die meisten Kollisionen mit erheblichen Verletzungen Frontal-Kollisionen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Rädern liegen beim Liegerad die Füße vorne. Es gibt Berichte von Kollisionen auf Mauern bei über 30 km/h ohne ernsthafte Verletzungen. Bei Normalrädern würde eine derartige Kollision nicht so glimpflich ablaufen.

Bei Heckkollisionen bietet ein Liegerad mit einer soliden Kopfstütze (bislang selten realisiert) hohe Sicherheit. Da ein Hinterrad viel Energie absorbieren kann, dürften Geschwindigkeitsdifferenzen von bis zu 40 km/h ohne schwere Verletzungen abzubauen sein. Kritisch könnte bei flachen Lehnenwinkeln die Beschleunigung des Körpers nach oben sein.

Stürze aller Art verlaufen im Allgemeinen glimpflicher, weil die Fallhöhe erheblich geringer ist. Ein erheblicher Teil schwerwiegender Kopfverletzungen geht bei gewöhnlichen Rädern alleine auf die Energie aus der Fallhöhe zurück, unabhängig von der Geschwindigkeit. Dieses Risiko besteht bei Liegerädern nur noch in abgeschwächter Form. Das gleiche gilt für die häufigen Verletzungen der Arme und Hände. Lediglich der Seitenaufprall bietet nicht mehr oder vielleicht sogar weniger Sicherheit, als bei Normalrädern.

Handling

Die Wendigkeit und Geländegängigkeit ist erwartungsgemäß gegenüber Normalrädern reduziert. Im allgemeinen Verkehrsfluss ist die Beeinträchtigung selten zu spüren. Die meisten Schikanen können durchfahren werden. Bordsteinkanten über 8 cm müssen mit Beineinsatz überwunden werden. Wenden auf engem Raum geschieht mit Anheben des Rades. Die meisten Betrachter irritiert die Kettenführung neben dem Vorderrad. Sie erfordert bei engen Kurven ein Zurücknehmen der Pedalkraft. Viele Tieflieger verlegen die Zugseite der Kette knapp oberhalb des Vorderrades, womit das Problem gelöst ist. Komplexe Umlenkungen der Kette hätten einen merklichen Wirkungsgradverlust zur Folge. Die vorliegende Lösung hat sich bei diversen Tiefliegern als Optimum bewährt.

Komfort

Seit ich dieses Rad habe, verharre ich nach einer längeren Fahrt noch einige Minuten vor der Haustüre auf dem Sitz. Auch bei Rasten verspüre ich kein Bedürfnis, die Position gegenüber der Fahrt zu wechseln. Überhaupt lässt das Bedürfnis nach Pausen rapide nach, was vielleicht den größten Geschwindigkeitsgewinn auf längeren Fahrten ausmacht. Dies liegt nicht nur an der Sitzposition, sondern auch an dem bei gleicher Reisegeschwindigkeit deutlich verminderten Leistungsbedarf. Der Sitzkomfort ist herkömmlichen Rädern bei weitem überlegen. Dieses Liegerad hat keine Federung, was sich für meine offensive Fahrweise als nachteilig erwiesen hat. Hochwertige Liegeräder haben heute überwiegend Federungen. Durch die horizontale Beinbewegung resultieren selbst bei weicher Federung keine Vertikalbewegungen des Fahrrades, weshalb Federung für Liegeräder sehr zu empfehlen ist.

Geschwindigkeit

Ich habe keinen Tacho. Aber kurzzeitig ist ein Mitfließen im Verkehr auf großen Straßen ohne weiteres möglich. Überholt wurde ich mit dem Tieflieger von anderen Fahrradfahrern nur, wenn ich betont langsam fuhr.

Reichweite

Walter Zorn, der vor über 15 Jahren mit Normal-Touren-Rädern rund 250 km an einem Tag fuhr, fuhr mit seinen berühmten Tiefliegerädern ("Kreuzotter"; siehe Bild) mit vergleichbarer Belastung rund 350 bis 400 km.

Gepäck

Die selbstentwickelte Tasche hat das Volumen üblicher großer Reisetaschen und liegt im Windschatten. Somit ist das Rad weitgehend auch für große Touren tauglich. bei gering bepackter Tasche ist sogar eine Reduktion des Luftwiederstandes möglich.

Fazit

Das Rad hat mein altes Reise-Renn-Mountainbike inzwischen weitgehend verdrängt und die Stelle des Alltags-Reise-Rennrades eingenommen. Fahrradfahren hat eine andere Qualität gewonnen und macht noch mehr Spaß.
Update: Aufgrund der bei diesem Prototypen fehlenden Federung war leider doch wieder ein Umstieg auf mein alltagstaugliches Mountainbike mit Rennlenker erforderlich. Ich arbeite bereits an einem neuen gefederten Liegerad, was aber vermutlich mangels Zeit lange dauern könnte.

 
 
 
 
 
 


Sitz-Liege-Tandem

Wie kann man nur so ein häßliches Fahrrad bauen? Das Konzept eines Sitz-Liegetandems ist eigentlich wiedersinnig, weil der Luftwiederstand genauso hoch ist, wie bei gewöhnlichen Tandems. Das Rad macht Sinn, wenn zwei Personen mit unterschiedlicher Kondition fahren. Die Motivation für den Bau dieses Fahrrades war ein aktives (Einzel-) Kind, das im Anhänger vermutlich auf längeren Fahrten keine Freude gehabt hätte. Auf dem Tandem mit eigenem Lenker und mit Pedalen, die durch eigenen Freilauf getrennt sind, waren Tagestouren von 80 km für das Kind eine Freude und ohne jegliche Langeweile. Sehr Vorteilhaft ist auch die Schlafposition der Kopfstütze, die entspannten Schlaf ermöglicht.

Die Tatsache, dass das Kind voraus fährt berührt den Verantwortlichen Lenker auf dem hinteren Platz wegen der Unfallgefahr unangenehm. Deshalb wurde ein massiver Sicherheitsbügel angebaut, der das Kind wirkungsvoll schützt. Die Sicherheitsmaßnahmen schlagen mit über 5 kg zu Buche. Das gesamte Fahrrad wiegt rund 35 kg und ist somit sehr schwer. Bei Leichtbautechnologien wären hier deutliche Gewichtseinsparungen denkbar. Die Größe des Tandems rührt allerdings auch daher, dass der vordere Sitzplatz auch für große Personen ausgelegt ist.

Mittlerweile habe ich festgestellt, dass Haase mit dem "Pino" ein wesentlich besseres Sitz-Liege-Tandem anbietet, welches vor allem deutlich leichter und wendiger ist. Lediglich die untere Altersgrenze liegt bei deutlich über drei Jahren (eher bei 7 Jahren mit Verwendung eines zusätzlichen Tretlagers).

 
 
 
 
 
 


Lastenanhänger

Es gibt Leute, die benötigen ein Auto nur, weil sie hier und da einen Kühlschrank transportieren wollen. Ein guter Lastenanhänger hat kaum weniger Kapazität, als ein Auto. Dieser Lastenanhänger ist zudem gefedert. Auch hier flossen Erfahrungen von Walter Zorn mit ein. Als Dämpfung dient eine Reibungsdämpfung mit Leder und Gummi als Reibelementen. Die Transportkapazität beträgt rund 125 kg. Eine Miele-Waschmaschine ging auch schon mit. Die Verkäuferin bestand auf dem Erfüllen aller Formalitäten um die Bezahlung, bevor die Waschmaschine verladen wurde und stand dann mistrauisch in der Tür ihres Geschäftes.

 
 
 
 
 
 


Kinderanhänger

Dieser Kinderanhänger entstand zu einer Zeit, als Kinderanhänger noch ganz neu waren. Er hat eine sehr weiche Federung und bietet den Kindern deutlich mehr Komfort, als herkömmliche Kinderanhänger. Die Sitzanordnung gegenüber bietet den Kindern einerseits mehr Platz und weniger Konfliktpotential. Andererseits wird der Luftwiderstand reduziert.

Der umlaufende Stahlrohrbügel soll in verbindung mit den Styropor-Sitzelementen (blau) und den Gurten von Autokindersitzen eine gewisse Sicherheit bieten. Aus Sicherheitsgründen wäre die Schale besser aus Kunststoff, als aus Holz (Splitterneigung). Der Anhänger ist absolut regendicht. Die Scheiben haben seitlich unten einen großen Lüftungsschlitz. Bei Sonneneinstrahlung im Sommer ist das Öffnen des Daches bzw. ein textiler Sonnenschutz unerlässlich. Andernfalls können im Inneren gefährliche Temperaturen entstehen. Die Kinder können in dem Anhänger gut schlafen. Somit ist eine gewisse Reisetauglichkeit gegeben. Problematisch ist die Gepäckunterbringung. Für Kurze Strecken können größere Gepäckmengen zwischen den Beinen der Kinder liegen, solten aber aus Sicherheitsgründen gesichert werden.

 
 
 
 
 
 


Tandem

Dieses Tandem ist "nur" gekauft. Aber Tandems sind eine wunderschöne Möglichkeit, sich fortzubewegen. Sie sind wesentlich schneller als normale Fahrräder. Man kann sich immer unterhalten, ohne nebeneinander zu fahren. Jeder leistet so viel, wie er will. Wenn einer stärker ist, kann er in der Regel sein normales Tempo fahren, selbst wenn der Partner nur die hälfte leistet. Aber man muß sich auf eindander einstellen. Wenn zwei nicht rücksichtsvoll miteinander umgehen, dann ist Ärger vorprogrammiert. Zwei erfahrene und rücksichtsvolle Radler haben aber in der Regel viel Spaß miteinander.

 
 
 
 
 
 

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